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Ackerboden ist existenziell für die Landwirtschaft, denn ohne Ackerboden kann nichts angebaut werden und es gibt keinen Platz, um Tiere zu halten. Doch die Fläche an Ackerboden wird immer kleiner und sowohl die Kauf- als auch die Pachtpreise immer höher. Doch woran liegt das, was sind die Gründe für die schrumpfende Fläche und welche Ansätze gibt es, um dem Problem entgegenzutreten.

Ackerboden – Immer weniger Fläche, immer teurer

In Deutschland werden 50,5 Prozent der Fläche für die Landwirtschaft genutzt, davon 70 Prozent für Ackerland. Am meisten landwirtschaftlich genutzte Fläche gibt es im Norden, so etwa in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Je weiter man nach Süden und Südwesten blickt, desto weniger Ackerland steht zur Verfügung. Wobei es im unteren Teil Bayerns regional wieder mehr landwirtschaftliche Flächen gibt. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche ist von 1992 bis 2021 um 7,4 Prozent geschrumpft.

Auf 2,9 Millionen Hektar der landwirtschaftlich genutzten Fläche wird Winterweizen angebaut. Damit ist Winterweizen das führende Getreide, was die Anbaufläche in Deutschland betrifft. Dahinter folgen Silomais, Gerste, Raps, Roggen, Körnermais und Zuckerrüben. Insgesamt wird auf mehr als der Hälfte der landwirtschlichen Flächen Getreide angebaut.

Täglich gehen in Deutschland 58 Hektar landwirtschaftlich genutzte Flächen verloren. Das entspricht einer Größe von 81 Fußballfeldern. Während die landwirtschaftliche Fläche immer kleiner wird, wird immer mehr Fläche für Siedlungen, Gewerbe und Infrastruktur genutzt. Zusätzlich spitzt sich die Lage noch durch die Energiewende zu. Für Solar- und Windparks müssen immer neue Flächen her.

Eigentümer von landwirtschaftlich genutzten Flächen

Der größte Anteil der landwirtschaftlichen Fläche gehört mit 48,6 Prozent nichtlandwirtschaftlichen, natürlichen Personen. Dicht gefolgt von landwirtschaftlichen Haushalten und Betrieben mit 39,6 Prozent. Der Rest entfällt auf Gebiets- und sonstige Körperschaften, wie Bund, Land, Kommunen und Kirchen, und auf nichtlandwirtschaftliche Unternehmen. Die meiste Fläche gehört somit Nichtlandwirten, wie ehemaligen Landwirten oder deren Erben.

Insbesondere in Ostdeutschland gehört ein Großteil der landwirtschaftlich genutzten Flächen Unternehmen. Dazu zählen auch Unternehmensgruppen, die einem einzelnen Kapitaleigentümer oder seiner Familie gehören und der große Flächenanteile besitzt, die von seinen Agrarunternehmen bewirtschaftet werden. Solche Personen können die jeweilige Region prägen. Natürliche Personen haben im Osten deutlich niedrigere Anteile. Die einzelnen Betriebe und landwirtschaftlich genutzten Flächen sind im Osten größer als im Westen. Im Rest des Landes besitzen natürliche Personen den Großteil der Flächen.

Ein Landwirt bewirtschaftet im Durchschnitt 63 Hektar Land. Ihm selbst gehören davon im Durchschnitt ungefähr 40 Prozent. Die restlichen 60 Prozent werden von anderen Eigentümern gepachtet. Dabei vergrößern sich die Betriebe immer weiter. Während es immer weniger landwirtschaftliche Betriebe gibt, ist die durchschnittliche Fläche, die ein Betreib hat, gestiegen.

Kaufpreise variieren je nach Bundesland stark

Die Kaufpreise für ein Hektar Land lagen 2020 im Durchschnitt bei 10.700 Euro im Saarland. Damit hatte das Saarland den niedrigsten Kaufpreis. Deutlich teurer war es da schon in Baden-Württemberg mit 29.600 Euro oder in Schleswig-Holstein mit 30.500 Euro pro Hektar. Spitzenreiter waren Nordrhein-Westfalen und Bayern mit jeweils 64.000 Euro, gefolgt von Niedersachsen mit 40.900 Euro.

Der Preis für ein Hektar Land hängt von der Bodenqualität, der Nutzung und der geographischen Lage ab. Die hohen Preise in Nordrhein-Westfalen und Bayern liegen an der hohen Nachfrage nach Bau-, Verkehrs- und Ausgleichsflächen. Auch die Produktivität der Betriebe spielt bei den Preisen eine Rolle. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen liegen die Umsatzerlöse pro Hektar deutlich vorne.

Landwirtschaftlich genutzte Flächen werden nur selten gehandelt, da sie entweder vererbt oder für nichtlandwirtschaftliche Zwecke verwendet werden. 2022 wurden in Ostdeutschland lediglich 0,86 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche gehandelt. In Westdeutschland waren es nur 0,34 Prozent.

Höhere Nachfrage gleich höhere Preise

Während landwirtschaftlich genutzte Flächen immer teurer werden, steigen auch die Pachtpreise an. Während 2000 ein Hektar Boden noch unter 10.000 Euro gekostet hat, waren es 2020 schon fast 30.000 Euro. Der Preis hat sich somit innerhalb von 20 Jahren fast verdreifacht. 1991 konnte ein Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche für knapp 300 Euro gepachtet werden. 2020 waren es bereits fast 600 Euro. Damit hat sich der Pachtpreis innerhalb von 29 Jahren fast verdoppelt.

Ein zentraler Grund für den Preisanstieg ist, dass landwirtschaftliche Flächen immer knapper werden, da sie auch nicht vermehrt werden können. Die gestiegenen Pachtpreise lassen sich mit dem Rückgang der landwirtschaftlichen Fläche, den technologischen Fortschritten und der Zentralisierung der Betriebe erklären. Dadurch entsteht eine stärkere Konkurrenz. Da die landwirtschaftlich genutzte Fläche immer kleiner wird und freie Fläche für Gebäude, Verkehr und Infrastruktur genutzt wird, ist mit einem Rückgang der Preise nicht zu rechnen.

Gesetzesänderungen sollen helfen

Ein Lösungsansatz ist das Grundstücksverkehrsgesetz. Hierbei wird bei einer Übertragung einer Fläche eine behördliche Genehmigung benötigt. Möchte eine Person eine landwirtschaftlich genutzte Fläche kaufen, übt selbst aber keine landwirtschaftliche Tätigkeit aus, dann kann die Behörde den Kauf verbieten. Dies ist allerdings nur dann möglich, wenn ein Landwirt Interesse an der Fläche hat, der als „dringend aufstockungsbedürftig“ eingestuft ist.

Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium möchte Ausverkäufe von landwirtschaftlichen Flächen verhindern und dafür Gesetzesänderungen beschließen. Dadurch soll auch ein „Preismissbrauch“ verhindert werden. Ob und wie das realisiert werden soll, wird schon seit zehn Jahren auf Bund-Länder-Ebene und in den Bundesländern selbst diskutiert.

Die Bundesregierung möchte den Flächenverbrauch von 58 Hektar täglich bis 2030 auf 30 Hektar pro Tag senken. Ackerboden ist eine wichtige Ressource, die nicht einfach so gedankenlos verbraucht werden darf.

Quelle:

Faz, 18.09.2023; Boden – begehrt, begrenzt, (un)bezahlbar

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