Mit etwas Abstand zum Veröffentlichungsdatum betrachten wir auch im Mai den monatlichen USDA-Bericht des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums und fassen die relevantesten Entwicklungen des Getreidemarktes für Sie zusammen. Die geopolitische Krise in der Ukraine erschwert wie in den Vormonaten jedoch die Genauigkeit der erwarteten Entwicklungen. Den Fokus legen wir hierbei erneut auf die wichtigsten Getreidesorten und Kulturpflanzen wie Weizen, Mais, Soja und Raps.
Weizenpreise schnellen in die Höhe

Das Landwirtschaftsministerium der Vereinigten Staaten schätzt die Erntemengen für die Saison 2022/2023 etwas niedriger ein als es in der Saison 2021/2022 zuletzt der Fall war. In Bezug auf Weizen wird hier ein Rückgang von etwa 4 Mio. Tonnen erwartet. Dieser Produktionsrückgang lässt sich hauptsächlich auf die Ukraine und Australien (- 6 Mio. Tonnen) zurückführen. Aufgrund des anhaltenden Krieges wird in der Ukraine eine um 11,5 Mio. Tonnen geringere Erntemenge erwartet. Die großen Steigerungen der Erntemengen in Kanada (+11,5 Mio. Tonnen) und Russland (+ 5 Mio. Tonnen) können den globalen Produktionsrückgang nicht auffangen. Der deutliche Anstieg Kanadas lässt sich auf eine andauernde Dürrephase in der Saison 2021/2022 zurückführen, von der für den kommenden Abschnitt nicht ausgegangen wird.
Nach Veröffentlichung des USDA-Berichts am 12.05.2022 stiegen die Weizenpreise an der pariser Börse MATIF zunächst nur leicht um 10,50 Euro auf 413,75 Euro. Mittlerweile sind die Preise nochmal deutlich angestiegen befinden sich mittlerweile bei knapp unter 440 Euro. Die Tendenz ist weiterhin stark steigend.
Russland wird führender Weizenexporteur, Ukraines Exportmenge sinkt stark
Für den Handel mit Weizen wird für die Saison 2022/2023 ein neuer Rekordwert prognostiziert. Russlands Exportmenge soll um 6 Mio. Tonnen steigen, wodurch man der größte Weizenexporteur weltweit werden würde. In Bezug auf Kanada wird sogar eine noch stärker wachsende Exportmenge erwartet. Sie soll um 8,5 auf 24 Mio. Tonnen anwachsen. Dadurch würde sich Kanada den dritten Platz in diesem Ranking mit Australien teilen – direkt hinter Russland (39) und der EU (36). Die Exporte aus der Ukraine sind logischerweise stark rückläufig (-9 Mio. Tonnen) aufgrund der geringeren Produktion und logistischen Schwierigkeiten aufgrund der Besetzung durch die russische Armee und die Blockade des Schwarzen Meeres als Seeweg. Somit wird erwartet, dass die Ukraine fast 50% weniger exportieren wird als im vergleichbaren Zeitraum 2021/2022.
In Bezug auf den globalen Weizenverbrauch wird jedoch ein Rückgang um 3,5 Mio. Tonnen erwartet. Noch stärker ist dieser Rückgang hinsichtlich des Futterweizens, dessen Verbrauch um 9 Mio. Tonnen sinken soll. In China, der EU und Australien soll der Verbrauch von Futterweizen insgesamt um 10 Mio. Tonnen sinken. Hinsichtlich des Weizenverbrauchs im Lebensmittelbereich wird alleine in Indien ein Rückgang von 3 Mio. Tonnen prognostiziert. Die globalen Endbestände werden mit 267 Millionen Tonnen für die Saison 2022/2023 auf einem 6-Jahres-Tief erwartet. Dabei fallen die Endbestände von Indien (- 4,6 Mio. Tonnen) und der USA (- 2,6 Mio. Tonnen) am stärksten ins Gewicht.
30 Millionen Tonnen weniger Mais in 2022/2023
Die Saison 2021/2022 hat in Bezug auf die Maisproduktion ein Rekordhoch dargestellt. Die Prognose für die kommende Saison fällt deutlich niedriger aus. 30 Millionen Tonnen weniger Mais werden für die Saison 2022/2023 prognostiziert, was einer Menge von 1,18 Mrd. Tonnen entspricht. Zurückführen lässt sich das vor allem auf die Ukraine, deren prognostizierte Erntemenge um über 50% sinken soll – von 41 auf 19,5 Millionen Tonnen. Aber auch für die USA wird ein deutlicher Rückgang von 16,5 Mio. Tonnen geschätzt. Eine stark steigende Produktionsmenge in Brasilien (+ 10 Mio. Tonnen) kann diese Einbußen bei Weitem nicht ausgleichen.

Der Maisverbrauch wird ebenfalls erheblich niedriger als im Vorjahr erwartet. Es wird mit 12 Millionen Tonnen weniger gerechnet. Am deutlichsten wird dieser in den USA (- 6,8 Mio. Tonnen) und der Ukraine (- 4 Mio. Tonnen) ausfallen. Auch der Handel mit Mais soll deutlich zurückgehen. Hier wird ein Rückgang von 15 Millionen Tonnen prognostiziert. Alleine 14 Millionen Tonnen davon sollen auf die Ukraine fallen.
Folglich stieg der Maispreis an der Matif am Tag der Veröffentlichung dieser Zahlen um 4,75 Euro auf 363,75 Euro. Mittlerweile hat er sogar ein neues Rekordhoch erreicht und befindet sich am 17.05. bei 372,25 – mit steigender Tendenz.
Deutlicher Anstieg der Erntemenge bei Sojabohnen prognostiziert
Die Erntemenge an Sojabohnen wurde in den letzten vier Monaten der Saison 2021/2022 aufgrund von anhaltender Dürrephasen immer weiter gesenkt und in dieser Zeit wurde insgesamt ein Rückgang von 30 Mio. Tonnen prognostiziert. Für die Saison 2022/2023 wird ein deutlicher Anstieg der Produktionsmenge erwartet. 44 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr werden vorausgesagt. Davon sollen alleine 24 Millionen Tonnen mehr in Brasilien produziert werden und in Argentinien und Paraguay zusammen weitere 15 Mio. Tonnen. Aufgrund dessen soll der Export aus diesen südamerikanischen Anbauländer in der Saison 2022/2023 um über 11,5 Millionen Tonnen steigen. In Paraguay wird sogar ein Exportanstieg von über 100% erwartet. Am Tag der Veröffentlichung stieg der Preis für ein Bushel Sojabohnen an der Börse in Chicago (CBoT) um 10 Cent auf 1.660 Cent. Einen Tag später, am 13.05.22 schoss der Preis nochmal um über 60 Cent pro Bushel in die Höhe und befindet sich derzeit bei 1.723,25 US-Cent pro Bushel.
Rapspreise erreicht fast das nächste Rekordhoch
Nach der Veröffentlichung des USDA-Berichts am 12.05. fiel der Rapspreis zunächst um 75 Cent auf 848,50 Euro. Innerhalb von nur 2 Tagen stieg der Preis aber mittlerweile um 31 Euro und erreicht mit 879,50 beinahe ein Allzeithoch an der Börse in Paris. Am heutigen 17.05.2022 sieht es aber stark danach aus, als dass der Rapspreis wieder leicht sinken würde.
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Wie schon in den Wochen zuvor, lässt sich aufgrund der unsicheren geopolitischen Lage eine Prognose über Entwicklungen der nächsten Wochen nur schwer abgeben. Nichtsdestotrotz bieten wir Ihnen selbstverständlich die Möglichkeit weiterhin über unseren Online-Marktplatz Sofortkaufangebote oder Ausschreibungen zu erstellen und auf diese zu bieten.
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Quellen:
(Kaack-Terminhandel, 17.05.2022, Weizenpreis – MATIF-Weizen – aktueller Weizenpreis (kaack-terminhandel.de))
(Kaack-Terminhandel, 17.05.2022, MATIF-Mais – aktueller Maispreis | Maiskurs | Mais-Chart (kaack-terminhandel.de))
(Kaack-Terminhandel, 17.05.2022, Rapspreis – MATIF-Raps – aktuelle Rapspreise | Rapskurs (kaack-terminhandel.de))
(Kaack-Terminhandel, 17.05.2022, CBot-Sojabohnen – aktuelle Soja / Sojabohnenpreise | Sojakurse | Sojachart (kaack-terminhandel.de))
(US Department of Agriculture, WASDE Report | USDA)
(Zinke, Agrarheute, 12.05.22, Getreidepreise steigen steil an: Globale Getreideernte reicht nicht | agrarheute.com)