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Nachhaltigkeit wird bei Kaufentscheidungen zu einem immer relevanter werdenden Faktor. Das gilt besonders in Bezug auf nachhaltige Lebensmittel, da diese soziale und ökologische Vorteile gegenüber ihrer herkömmlichen Produktalternative bieten. Als besonders nachhaltig gelten Betriebe, in denen Ökologischer Landbau betrieben wird, da dort Stoffkreisläufe stattfinden. Das bedeutet, dass das Futter für die Tiere weitestgehend auf dem eigenen oder einem Betrieb in der Nähe ökologisch erzeugt wird, die Ausscheidungen der Tiere als Dünger für die Felder verwendet werden, und die Erzeugnisse auf den Feldern dann wieder als Nahrungsgrundlage für die Tiere dienen. Zusätzlich wird ein hoher Tierschutzstandard sichergestellt, sodass Tiere mehr Platz und durchgehend Zugang zu Freigeländen haben sowie Tiertransporte möglichst kurz gehalten werden.

Umsatzentwicklung Bio-Lebensmittel

Im Jahr 2000 betrug der Umsatz, der mit Bio-Lebensmitteln in Deutschland erzielt wurde ca. 2 Milliarden Euro. Im Jahr 2018 waren es bereits 11 Milliarden Euro. Besonders beim Fleischkonsum scheint dieser Trend aber noch nicht ganz angekommen zu sein. 2019 entsprachen 20% des in Deutschland angebauten Obstes den Bio-Anforderungen, wohingegen bei Schweinefleisch nur 1% und bei Rindfleisch nur 5% über Bio-Qualität verfügten. Trotz alledem ist ein Trend in diese Richtung erkennbar, sodass zwischen 2015 und 2019 die Produktion von Schweinefleisch aus der ökologischen Landwirtschaft um 56% anstieg. Die Verkaufserlöse der Produktgruppe Fleisch waren 2019 jedoch mehr als doppelt so hoch als die der Produktgruppe Obst und Gemüse, weshalb enormes Umsatzpotenzial in der Fleischproduktion liegt.

Die Lebensmittelkennzeichnung “Haltungsform”

Die “Haltungsform” wird seit dem 01.04.2019 in fast allen deutschen Lebensmitteleinzelhandelsketten in Deutschland verwendet. Sie ordnet frische Fleischprodukte von verschiedenen Tieren (z.B. Schwein, Rind, Hähnchen oder Pute)  je nach Qualität der Tierhaltungsbedingungen in vier Stufen ein:

Der Unterschied der einzelnen Stufen lässt sich sehr anschaulich an dem Beispiel eines Mastschweins darstellen. Bei der niedrigsten Stufe der Tierhaltung, Haltungsform 1, entspricht der Platz, den ein Mastschwein im Stall zur Verfügung hat, den gesetzlichen Mindeststandards von 0,75m². Je höher die Stufe, in die das Fleisch eingeordnet wird, desto mehr Platz im Stall ist gewährleistet, sodass einem Mastschwein innerhalb der Stufe 4 der “Haltungsform” mit 1,5m² bereits die doppelte Fläche zur Verfügung steht. In den ersten beiden Stufen, “Stallhaltung” und “Stallhaltung Plus”, wird das Tier zusätzlich ausschließlich im Stall gehalten, wohingegen bei der Stufe 3, “Außenklima” der Stall über Frischluftzugang verfügt und das Futter gentechnikfrei sein muss. Bei der Stufe 4, “Premium”, haben die Tiere zusätzlich durchgehend die Möglichkeit, Auslauf im Freien zu genießen.

Schnellerer Überblick über die Tierhaltungsbedingungen

Die “Haltungsform” ist selbst kein Label mit eigenem Kontrollsystem. Es handelt sich dabei um eine Lebensmittelkennzeichnung, die bereits bestehende Labels anhand ihrer jeweiligen Tierhaltungsbedingungen in sich integriert und auf die einzelnen Stufen der “Haltungsform” verteilt. Sie dient damit dem Zweck, dem Konsumenten einen schnelleren Überblick über die Qualität der Tierhaltungsbedingungen des jeweiligen Fleischproduktes zu verschaffen. Dafür muss der Konsument lediglich die Bedeutung eines Labels kennen und nicht die vieler verschiedener.

Höhere Zahlungsbereitschaft für bessere Tierhaltung

Repräsentative Umfrageergebnisse für die deutsche Bevölkerung zeigen, dass ein Drittel der Deutschen beim Fleischkauf besonders auf die Tierhaltungsbedingungen achtet. Darüber hinaus haben 69% der Befragten angegeben, bereit zu sein, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben, wenn sie sich absolut sicher wären, dass im Gegenzug die Haltungsbedingungen der Tiere qualitativ hochwertiger wären. 76% der Befragten gaben an, dass ihnen eine gentechnikfreie Produktion wichtig sei, jedoch konnten nur 20% diese Eigenschaften anhand der Produktverpackung erkennen. Die hohe Anzahl und Vielfalt der verwendeten Labels auf Lebensmitteln in Deutschland trägt dazu bei, dass Konsumenten den Überblick über die Aussagekraft und Bedeutung der einzelnen Labels verlieren.

Langsamer Umstieg auf Fleischprodukte der Stufen 3 und 4

Die gerade beschriebenen Entwicklungen deuten darauf hin, dass Konsumenten in Deutschland durchaus dazu bereit wären für Fleischprodukte aus qualitativ hochwertigerer und nachhaltiger Tierhaltung mehr zu bezahlen. Trotzdem entsprachen 2019 noch etwas mehr als 90% der ausgezeichneten Fleischprodukte in Supermärkten den Stufen 1 und 2 der “Haltungsform”.  Der Lebensmitteleinzelhändler ALDI gab jedoch im Juni 2021 bekannt, dass in Zukunft schrittweise die niedrigeren Stufen der “Haltungsform” aus dem Sortiment gestrichen werden sollen. So soll bis 2025 komplett auf Fleischprodukte der Stufe 1 verzichtet werden, bis 2026 sollen 33% des Sortiments aus Fleischprodukten der Stufen 3 und 4 bestehen und bis 2030 sollen nur noch Fleischprodukte aus den höchsten beiden Stufen angeboten werden. Auch Kaufland und Lidl verhalten sich dementsprechend und haben seit dem 01.07.2021 alle Schweinefleischprodukte der Stufe 1 aus dem Sortiment verbannt und bis 2025 soll sich diese Vorgehensweise auf alle Fleischprodukte beziehen. Weitere Lebensmitteleinzelhändler werden mit Sicherheit folgen.

Quellen:
(Aldi Nord: “#Haltungswechsel: Unser Versprechen für mehr Tierwohl”, 2021, Wir wechseln unsere Haltung (aldi-nord.de)).
(Bruttel, Oliver: „Nachhaltigkeit als Kriterium für Konsumentscheidungen“, in: ÖW 29 (1), S. 41–45, 2014, https://doi.org/10.14512/OEW290141).
(Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e. V. (BÖLW).: „Zahlen, Daten, Fakten: Die Bio Branche 2011“, Die Bio-Branche 2011 | Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (boelw.de)).
(Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e. V. (BÖLW).: „Zahlen, Daten, Fakten Die Bio Branche 2019“, Zahlen, Daten, Fakten: Die Bio-Branche 2019).
(Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e. V. (BÖLW).: „Branchenreport 2021: Ökologische Lebensmittelwirtschaft“, Branchen Report 2021).
(Deutscher Bauernverbund e.V.: “Situationsbericht 2016/17: Trends und Fakten zur Landwirtschaft“, Situationsbericht 2016/2017).
(Europäische Union, „Verordnung (EU) 2018/848 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 30. Mai 2018 über die ökologische/biologische Produktion und die Kennzeichnung von ökologischen/biologischen Erzeugnissen sowie zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 834/2007 des Rates“ vom 30. 05. 2018, S. 1–87, https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?uri=CELEX:32018R0848&from=DE ).
(Freier, Ines: „Freiwillige Umwelt- und Sozialstandards auf Erfolgskurs: Verwirrende Regulierung oder echte Alternativen“, in: ÖW 23 (1), S. 10–11, 2018, https://doi.org/10.14512/oew.v23i1.547).
(Haltungsform, 2020: Home Haltungsform – Haltungsformen).
(Kirchgeorg, “Nachhaltigkeits-Marketing – eine internationale Perspektive” in Belz, F., Billharz, M. (Hrsg.): Nachhaltigkeits-Marketing in Theorie und Praxis, 1. Aufl., S. 41 – 59, 2005).
(Michel, agrarheute, 01.07.2021, Kaufland und Lidl nehmen Schweinefleisch der Stufe 1 aus dem Sortiment).
(Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz e.V. (Hrsg.), Marktcheck, 2019, Fleisch aus besserer Tierhaltung ist rar).
(Zühlsdorf, A., Jürkenbeck, K., Spiller, A.: „Lebensmittelmarkt und Ernährungspolitik 2018: Verbrauchereinstellungen zu zentralen lebensmittel- und ernährungspolitischen Themen“, S. 1 – 33, Ergebnisbericht Umfrage: Verbrauchereinstellungen zu zentralen lebensmittel- und ernährungspolitischen Themen (vzbv.de)).

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